GEBURT DES ISLAM
2. Wie wurde der Prophet Muhammad (s) zum Propheten berufen?
Schon Jahre
vor der ersten Offenbarung pflegte Muhammad (s) sich zur Meditation auf einen
Berg in der Nähe Mekka zurückzuziehen. Er spürte, dass die
Glaubensüberzeugungen, Riten und Traditionen seines Stammes, die auf
Vielgötterei gründeten, die Menschen in die Irre führten und von ihrer
Bestimmung als Geschöpfe Gottes entfernten. In einer Höhle dachte er über all
dieses nach, ohne aber eine Lösung und Perspektive zu finden. Im Jahre 610
n.Chr. als er sich wieder einmal alleine in der Höhle zum Nachsinnen und
Gottgedenken zurückgezogen hatte, erschien ihm der Engel Gabriel und verkündete
ihm, dass er von dem einen einzigen Gott zum Propheten auserwählt worden sei und
übermittelte ihm die ersten Offenbarungen des Korans.
3. Waren die Offenbarungen nur Einbildung?
Muhammad (s) hatte weder an so etwas wie eine Offenbarung gedacht, noch war ihm dies auf irgendeine Weise geläufig. Ein Engel erschien ihm in der Höhle und forderte ihn auf, etwas zu rezitieren. Er stand so sehr unter dem Eindruck der Begegnung mit dem Engel und seiner Aufforderung, die ersten Verse der Offenbarung des Korans zu lesen, dass er ganz verwirrt nach Hause kam. Zitternd bat er seine Frau, ihn mit Decken einzuhüllen. Er erzählte ihr von seinem Erlebnis und bat sie um Rat. Sie antwortete, dass er allen Menschen gegenüber freundlich und gerecht sei und den Notleidenden zur Hilfe eile. Deshalb glaube sie nicht, dass Gott ihn im Stich lassen würde.
Seine Frau
nahm Muhammad (s) dann zu einem Verwandten mit, der in den Heiligen Schriften
bewandert war. Muhammad (s) erzählte dem alten Mann alles, was er erlebt hatte.
Dieser bestätigte, dass er den Engel Gabriel gesehen hatte, der auch vorher zu
den früheren Propheten erschienen war.
4. Was ist ein Prophet?
Zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die zu besonderen Einsichten gelangten, seltene Inspirationen erfuhren oder zuvor unbekannte Naturgesetze entdeckten. Sie alle zeigten, dass es eine Art von Erkenntnis gibt, die sich der Reichweite unserer Sinne und der wissenschaftlichen Forschung entzieht. Philosophie und Wissenschaft können darüber nur Vermutungen anstellen. Um diesbezüglich Gewissheit zu erlangen, ist der Mensch abhängig von Gott, der ihm diese Art von Wissen übermitteln kann. Gott erwählt zu diesem Zweck Menschen und beruft sie zu Seinen Propheten oder Gesandten.
Ihnen
offenbart Er die Wahrheit und das Wissen, damit diese sie den Menschen
weitergeben können. Ein Prophet hat zudem die Aufgabe, das ihm Geoffenbarte zu
erläutern, die Menschen anzuleiten und ihnen ein gottergebenes Leben in allen
Lebensbereichen vorzuleben, so dass sie ihm auch als Beispiel folgen können.
5. Was unterscheidet Muhammad (s) von anderen Propheten?
Unter den
zuvor genannten Aspekten, nämlich Gottes Botschaft zu predigen und vorzuleben,
unterscheiden sich die Propheten nicht voneinander. So ist es nicht
verwunderlich, dass, angefangen vom ersten Menschen und Propheten Adam (a.s.)*,
bis zum abschließenden Propheten Muhammad (s) alle die Gottergebenheit (arab.:
islam) verkündeten. Es wird überliefert, dass Allah mehr als zweihunderttausend
Propheten berief und jedes Volk in der Geschichte mit einem Gottgesandten
gesegnet wurde (Koran 16:36). Wir kennen nur 25 dieser
Propheten namentlich,
da sie im Koran stehen. Unter ihnen befinden sich die Propheten Noah, Abraham,
David, Moses, Johannes der Täufer, die auch in der Bibel erwähnt werden und
zudem Jesus (a.s.).
6. Wird es nach Muhammad (s) noch andere Propheten geben?
Muhammad (s)
ist der abschließende der Gesandten Gottes. Allah sandte in der Geschichte zu
jedem Volk Propheten für dessen Rechtleitung. So wurden z.B. der Prophet
Schu‘aib zum Volk der Midianiter, der Prophet
Salih zum Volk der Thamud und
David, Moses und Jesus zu den Kindern Israel gesandt. Obwohl sie alle ihre
Berufung von einer Quelle erhalten hatten und die Gottergebenheit (arab.: islam)
predigten und vorlebten, hatten diese Gesandten eine zeitlich und örtlich
begrenzte Aufgabe zu erfüllen. Die Entwicklung der Zivilisationen der Menschheit
vor der Zeit Muhammads (s) war nicht weit genug fortgeschritten, als dass ein
Gesandter für alle Menschen geschickt werden konnte.
Der Prophet
Muhammad (s) wurde aber für die Menschen seiner Zeit und für die Zeit danach
gesandt. Sein Prophetentum besitzt somit einen universalen und zeitlosen
Charakter (Koran 33:21; 68:4; 21:107).
7. Hat Muhammad (s) Wunder vollbracht?
Das größte
Wunder, das Muhammad (s) zuteil wurde, ist der Koran. Da dieses Wunder den
Menschen nicht nur zu Lebzeiten Muhammads (s) zugänglich war, sondern sich auch
heute jeder mit dem Koran auseinandersetzen kann, spricht diese Tatsache für die
Größe und Wichtigkeit dieses Wunders.
Neben diesem größten Wunder gibt es
andere, die darauf hinweisen, dass Muhammad (s) ein von Gott gesandter Mensch
war: Er wurde von Gott eines Nachts von Mekka nach Jerusalem geführt und stieg
vom Felsendom in den Himmel zu Gott empor. Gott erlaubte es ihm, in nur 23
Jahren seine Botschaft zu verkünden, eine Gemeinschaft aufzubauen und unter sehr
ungünstigen Bedingungen einen Stadtstaat in Medina zu begründen.
In den
Überlieferungen werden noch weitere Wunder, wie die Vermehrung von Speisen u.ä.
übermittelt. Wunder sind aber immer von Gott, die er Seinen Propheten zu
vollbringen erlaubt. Sie deuten darauf hin, dass die betreffende Person von Gott
gestützt wird. Die Botschaft, die die Propheten an die Menschen überbringen, ist
aber wesentlicher als die Wunder, die geschehen, wenn Naturgesetze aufgehoben
werden.
8. Was lehrte der Prophet Muhammad (s)?
Obwohl die Bewohner der Stadt Mekka, in der Muhammad (s) lebte, eine Gottesvorstellung besaßen, glaubten sie an die Mittlerrolle von vielen verschiedenen Götzen. Diese sollten sie Gott näher bringen und sie sprachen ihnen besondere Kräfte und Eigenschaften zu. Muhammad (s) erhielt von Gott den Auftrag, die Einheit und Einzigkeit Allahs (arab. “Gott”) zu verkünden. Er klärte seine Landsleute darüber auf, dass die Götzen und Statuen, die sie anzubeten pflegten, keine Macht besaßen. Muhammad (s) versuchte seiner Umgebung klar zu machen, dass nur der Eine Einzige Gott die Menschen erschaffen hat, sie versorgt und ihre Bitten erhört. Als zweiten wichtigen Punkt der Botschaft Gottes stellte er heraus, dass Allah immer wieder Gesandte unter den Menschen erwählt, die ihnen die Botschaft Gottes übermitteln. Die Propheten sind gleichzeitig damit beauftragt, mit ihrer eigenen Lebensweise ein mustergültiges Beispiel von Gottausgerichtetheit abzugeben.
Als einen
wesentlichen Punkt, zu dem die Menschen um ihn keinen Bezug hatten, stellte
Muhammad (s) in seiner Verkündigung das Leben nach dem Tod dar. Er erläuterte,
dass das irdische Leben eine Prüfung bedeutet. Er wies darauf hin, dass die
Menschen nach ihrem Tod am Jüngsten Tag wiedererweckt und – gemäss ihrer
Lebensweise im Diesseits - belohnt oder bestraft werden.
9. Wie reagierte die Umwelt des Propheten Muhammad (s) auf die von ihm verkündete Botschaft?
Die führenden Personen Mekkas betrachteten seine Botschaft als eine Bedrohung für ihre Gesellschaftsordnung. Aus Muhammads (s) Verkündigung würde nach ihrer Ansicht hauptsächlich die Beseitigung ihrer Götzen und Statuen folgen. Aufgrund der Pilger aus ganz Arabien sicherten aber gerade diese den Mekkanern Einkommen, Ansehen und Einfluss. Zudem fürchteten sie, dass der Verrat an der Religion ihrer Väter üble Folgen haben könnte und dass Sklaven und Unterprivilegierte ihre Rechte einfordern würden.
Gerade
Menschen aus den unteren Schichten nahmen zunächst den verkündeten Glauben an.
Nur die wenigen seiner Anhänger, die angesehenen Familie entstammten, genossen
Sicherheit; die übrigen wurden verfolgt, manche sogar ermordet. Die Lage für die
Anhänger Muhammads (s) wurde schließlich so kritisch, dass der Prophet (s) sie
anwies, nach Abessinien auszuwandern, wo ein christlicher Herrscher regierte.
Trotz Drangsal und Verfolgung nahm die Zahl derer, die sich ihm anschlossen,
immer weiter zu. Um diese Entwicklung zu stoppen, versuchten die Führer Mekkas,
Muhammad (s) zu einem Kompromiss zu bewegen: Sie boten ihm die Übernahme des
Königtums und große Reichtümer an. Dafür sollten sie abwechselnd Allah und ihren
Götzen huldigen. Muhammad (s) lehnte dies rigoros ab.
10. Warum musste der Prophet Muhammad (s) seine Heimat verlassen?
In Mekka wuchs der Druck auf die Muslime unaufhörlich und der Prophet Muhammad (s) suchte nach Möglichkeiten der freien und ungestörten Verkündigung der Lehre und der täglichen Umsetzung entsprechend dieser Botschaft.
Während der Pilgersaison im Jahre 621 traf Muhammad (s) eine Gruppe von Leuten aus Yathrib (der späteren Stadt Medina), die dem neuen Glauben gegenüber sehr aufgeschlossen waren. Im darauf folgenden Jahr kamen die Leute aus Yathrib mit einer größeren Delegation nach Mekka und luden Muhammad (s) in ihre Stadt ein und versprachen ihm, ihn zu unterstützen. So gab der Prophet (s) den Muslimen die Anweisung, nach Medina auszuwandern, wo sie sicher sein würden und ihren Glauben frei ausüben könnten. Dieses Ereignis (Hidschra) markiert den Beginn der is lamischen Zeitrechnung.
Inzwischen
fassten die Mekkaner den Entschluss, Muhammad (s) endgültig loszuwerden und ihn
zu töten. Ihr Plan ging nicht auf. Kurz zuvor verließ der Prophet Muhammad (s)
als einer der letzten, zusammen mit seinem Gefährten Abu Bakr, die Stadt. Obwohl
die Mekkaner seine Spur aufnahmen, gelang es ihnen nicht, ihn ausfindig zu
machen, und er konnte Medina sicher erreichen.
11. Worin unterschied sich das Leben Muhammads (s) in Mekka von dem in Medina?
In Medina entwickelte sich eine gut organisierte Gemeinschaft mit verschiedenen Institutionen wie Moschee, Markt und Handelswesen sowie einer eigenen Gerichtsbarkeit und die Muslime konnten sich in dieser Situation, frei von individueller Verfolgung, auf ein Leben nach der islamischen Lehre konzentrieren. Die aus Muslimen, Juden und anderen bestehende Einwohnerschaft Medinas akzeptierte die Führungsrolle Muhammads (s). Vor allem fand er die völlige Unterstützung der beiden wichtigsten Stämme Medinas, nachdem diese den Islam angenommen hatten. Bezüglich der Juden ging Muhammad (s) davon aus, dass sie als Anhänger einer Offenbarungsreligion unvoreingenommen auf ihn reagieren und die neue Lehre verstehen würden.
Darüber
hinaus gab es in Medina allerdings auch eine Gruppe von (einflussreichen)
Leuten, die den Islam nur aus Opportunismus annahmen. Muhammad (s) schloss 623
n. Chr. mit den Vertretern der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen Medinas
einen Gemeindevertrag, der im Wesentlichen darin bestand, dass die muslimischen
und jüdischen Stämme zu gegenseitigem Schutz verpflichtet waren. Diese erste
schriftlich fixierte Verfassung diente den Muslimen als Grundmodell für spätere
Staatsstrukturen.
12. Weshalb führte der Prophet Muhammad (s) Krieg?
Obwohl die Muslime wie anfangs als Individuen nicht mehr verfolgt wurden, setzten die damals noch Götzen anbetenden Mekkaner doch alles daran, die neu entstandene Muslim-Gemeinde in Medina zu vernichten. Das geschah teils in Form kriegerischer Überfälle, teils aber auch durch eine Isolationspolitik. Derart unter Druck geraten wollten die in Medina lebenden Muslime sich verteidigen und drängten den Propheten Muhammad (s), gegen die Mekkaner vorzugehen. Dieser ging jedoch solange nicht auf die Forderungen seiner Anhänger ein, bis Gott ihm eine Offenbarung sandte, die es ihnen erlaubte, sich gegen die Aggressoren zu wehren.
In der ersten Schlacht gewannen die Muslime wie durch ein Wunder gegen ein zahlenmäßig und an Ausrüstung hoch überlegenes Heer der Mekkaner. In den nächsten Jahren folgten noch weitere Auseinandersetzungen.
Bei der Betrachtung dieser kriegerischen Konflikte, in die Muslime verwickelt waren, ist leicht zu erkennen, dass die muslimische Gemeinschaft als Prinzip den Frieden - nicht den Krieg - verfolgte. Der Prophet Muhammad (s) ließ z.B. Kriegsgefangene frei, nachdem sie zehn Muslimen das Lesen und Schreiben beigebracht hatten. Mehr noch: er ging auf einen Friedensvertrag zu eigentlich kaum annehmbaren Bedingungen ein; außerdem erließ er nach der Einnahme Mekkas eine Generalamnestie für seine Feinde.
Heute wie
damals ist Krieg leider eine soziale Realität. Deshalb sind Normen und Regeln
auch für Ausnahmesituationen wie die eines Krieges notwendig. Dass selbst unter
solchen Umständen ethische Verhaltensweisen möglich und geboten sind, kommt z.B.
in der Anweisung des Propheten Muhammad (s) zum Ausdruck, keine Personen
anzugreifen, die nicht aktiv am Krieg beteiligt sind. Er ging sogar so weit
anzuordnen, dass Muslime auch im Krieg Natur und Umwelt zu schonen haben.
13. Wie haben damals die politisch Mächtigen auf die entstehende islamische Gemeinschaft reagiert?
Zunächst fiel die neue Bewegung Muhammads (s) den Großmächten der damaligen Zeit, wie dem Oströmischen und dem Persischen Reich kaum auf, denn die arabische Halbinsel galt geopolitisch als wenig bedeutend. Da die Mekkaner aber Kontakte zu einigen Regionalmächten unterhielten und zu einigen sogar eine Art Bündnis bestand, erfuhren diese von der Entwicklung und den Spannungen zwischen den Mekkanern und Muslimen. Der erste Rückschlag in ihren Bemühungen, die Entstehung der islamischen Gemeinschaft zu verhindern, wurde den Mekkaner durch einen eigentlich mit ihnen befreundeten christlichen Herrscher, dem Herrscher von Abessinien, zugefügt, als dieser sich weigerte, die Muslime, die dort Zuflucht gefunden hatten, an die Mekkaner auszuliefern.
Später erkannte auch das Oströmische Reich, dass der neue sich auf der arabischen Halbinsel verbreitende Glaube, ihnen und ihrem Einfluss auf die arabischen Gebieten gefährlich werden könnte. So kam es schließlich zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Oströmern und den Muslimen.
Der Prophet
Muhammad (s) sandte zudem Botschaften an die Herrscher der damaligen Welt und
forderte sie zur Annahme des Islams auf, was dann einige von ihnen auch taten.
14. Wie kam es, dass Muhammad (s) auch die politische Führung übernahm?
Wie das
Judentum kennt auch der Islam keine Trennung vom Geistlichem und Weltlichem. Das
zeigt sich vor allem in den Konzepten für eine gottergebene Lebensweise, die der
Islam für die unterschiedlichsten Lebensbereiche liefert: Privat- und
Familienleben gehören ebenso dazu wie Wirtschaft, internationale Beziehungen
usw. So ist es nicht verwunderlich, dass der Prophet Muhammad (s) als Beispiel
in unterschiedlichsten Funktionen wahrgenommen wird: Als Familienvater und
Ehemann, als Nachbar und Freund, als Diplomat und Staatsmann.
15. Ist der Prophet Muhammad (s) gestorben?
Der Prophet
Muhammad (s) war, wie alle anderen Propheten vor ihm, ein menschliches Wesen. Da
er niemals eine göttliche Wesensart für sich beanspruchte und sogar immer darauf
hinwies, dass ihm so etwas nicht zugeschrieben werden sollte, lebte und starb er
wie ein Mensch. Der Unterschied zwischen ihm und anderen Menschen bestand „nur“
darin, dass Gott ihm den Koran offenbarte und Gott seine Verhaltensweisen vor
Verfehlungen beschützte. Der Prophet Muhammad (s) wird deshalb von den Muslimen
geehrt und geliebt und als nachzueiferndes Vorbild angesehen, aber in keiner
Weise angebetet.
16. Warum war der Prophet Muhammad (s) mit mehreren Frauen verheiratet?
Als
25-jähriger heiratete der Prophet Muhammad (s) die vierzigjährige Khadidscha -
eine angesehene, verwitwete Kauffrau. Bis zu ihrem Tode führten sie eine
glückliche und harmonische Ehe, aus der sechs Kinder hervorgingen. Nach dem Tode
Khadidschas ging Muhammad (s) mit mehreren Frauen eine Ehe ein, wobei nur eine
davon zuvor nicht verheiratet gewesen war; alle anderen waren verwitwet oder
geschieden. Dass der Prophet (s) die Versorgung dieser verwitweten oder
geschiedenen Frauen übernahm, und zwar einschließlich ihrer unmündigen Kinder,
spielte eine wesentliche Rolle bei der Heirat. Zudem bewirkte die Heirat des
Propheten Muhammad (s) mit manchen seiner Frauen, dass die Stämme, denen sie
angehörten, der damaligen Sitte gemäß, eine engere Bindung an die Gemeinschaft
der Muslime aufbauten. Für Muslime ist die Mehrehe Muhammads (s), genauso wie
von manchen biblischen Propheten, von Gott erwünscht. Dass seine Frauen sämtlich
mit dem Propheten Muhammad (s) zufrieden waren und dass sie trotz z.T. großer
materieller Entbehrungen zu ihm standen und ihn unterstützten, wird als ein
Hinweis auf die Prophetenschaft Muhammads (s) gedeutet.
17. Was meinte Muhammad (s) zur Stellung der Frau in Familie und Gesellschaft?
Die Stellung der Frauen in der Stammesgesellschaft auf der Arabischen Halbinsel war gleich die eines Sklaven, wobei es hier nur wenige Ausnahmen gab. So wurde es nicht selten als eine Schande angesehen, wenn eine Frau ein Mädchen auf die Welt brachte. Um dieser Schande zu entgehen, wurden die neugeborenen Mädchen oftmals in die Wüste gebracht und dort bei lebendigem Leibe verscharrt.
Mit der
Offenbarung des Korans und durch das gelebte Beispiel des Propheten Muhammad (s)
wurde ein Mädchen einem Jungen gleichwertig eingestuft. Der Prophet verurteilte
Männer, die ihre Frauen schlecht behandelten, und zeigte durch sein eigenes
Beispiel, wie man in der Ehe gerecht und liebevoll mit seiner Frau umgehen soll.
Er betonte, dass die Frau vor Gott die gleiche Stellung hat wie der Mann und
dass Frauen und Männer sich ergänzen.
18. Wie verhielt sich Muhammad (s) gegenüber Angehörigen anderer Religionen?
Der Auftrag, den der Prophet Muhammad (s) erhalten hatte, war gegenüber allen seinen Mitmenschen gleich, ob es sich nun um Juden, Christen oder Götzendiener handelte, nämlich die Übermittlung der Botschaft Gottes. Er sprach mit seinen Gesprächspartnern ihren Glaubensvorstellungen entsprechend über seinen Auftrag und rief sie dazu auf, sich dem Willen Gottes zu ergeben. Dabei zeigte er seinem Gegenüber großen Respekt und menschliche Nähe und ertrug auch persönliche Beleidigungen und Verfolgung mit Geduld.
19. Was bedeutet es, der Lehre Muhammad (s) und seinem Beispiel im 21. Jahrhundert zu folgen?
Der Mensch
kann sich Gott nicht als Vorbild nehmen, da er Ihm nicht wesensgleich ist. Daher
muss er, um ein gottgefälliges Leben führen zu können, ein Vorbild haben, nach
dem er sich richten kann. Der Prophet Muhammad (s) wird mit seiner
Persönlichkeit von Gott dem Menschen selbst als Lebensmodell präsentiert (Koran
33:21; 68:4), da er seine Charakterschulung und Erziehung durch seinen Herrn
genoss. Das Vorbild Muhammads (s) ist jedoch nicht nur in seinem menschlichen
Leben und seinen persönlichen Vorzügen, sondern vor allem in seinem Weg, den
Handlungen und Aussagen, die zu Gottes Zufriedenheit führten, zu suchen.
20. Gibt es Aussagen von Muhammad (s) über die Bewahrung der Schöpfung?
Der Koran
erwähnt, dass der Prophet Muhammad (s) als „eine Barmherzigkeit für alle
Welten“, d.h. für die ganze Schöpfung, gesandt wurde. Es ist deswegen nicht
verwunderlich, dass nicht nur Aussagen und Empfehlungen bezüglich der Menschen
von ihm überliefert sind. Er gab auch Anweisung und Ratschläge über die gute und
milde Behandlung von Tieren und den behutsamen Umgang mit der Umwelt. Er
erzählte Gleichnisse, die aufzeigten, dass, wer Tiere gut behandelt von Gott
belohnt, und wer sie quält von ihrem Schöpfer dafür bestraft werden wird. Er
lehrte seine Anhänger, Ressourcen wie Wasser nicht zu verschwenden und einen
positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten indem sie z.B. Bäume pflanzen sollten.
21. Wie sicher sind das Leben und die Aussprüche Muhammads (s) überliefert?
Schon zu
Lebzeiten Muhammads (s) gab es bestimmte Personen, denen es erlaubt war, neben
dem Koran auch die Aussagen des Propheten Muhammad (s) aufzuschreiben. Daneben
gab es manche Gefährten Muhammads (s), die ihn stets begleiteten und sich seine
Aussprüche merkten und sie dann anderen weitererzählten. Bei der Weitergabe
wurde genau darauf geachtet, dass die Aussagen wortgetreu übermittelt wurden,
und man zählte bei der weiteren Überlieferung die ganze Kette aller Überlieferer
auf. So wurde sichergestellt, dass der übermittelte Ausspruch des Propheten (s)
in seiner Echtheit überprüfbar blieb. Schon in der Mitte des 8. Jahrhunderts
(ca. 100 Jahre nach dem Tode des Propheten), und auch später, wurden die
Überlieferungen von muslimischen Gelehrten gesichtet, gesammelt und
kategorisiert. Seit dieser Zeit gibt es viele schriftliche Zusammenstellungen
der Überlieferungen des Propheten Muhammad (s).
22. Hat Muhammad (s) nicht einfach die Lehre der Christen und Juden übernommen und umformuliert?
Die
Behauptung, dass Muhammad (s) durch den Kontakt mit Juden und Christen, den
christlichen und jüdischen Glauben kennen gelernt habe und so seine „neue”
Religion formulierte, ist meist in der Literatur christlicher Missionare oder
Orientalisten zu finden. Diese Aussagen gründen nicht auf Fakten und finden in
der Lebensbiographie des Propheten Muhammad (s) keine Bestätigung. Da Muhammad
(s) selbst unbelesen war, hätte er die Schriften der Christen und Juden
überhaupt nicht studieren und somit auch nicht von ihnen abschreiben können.
Desgleichen gibt sein Umfeld, das den Götzenkult praktizierte, keinen
Anhaltspunkt dafür, dass er intensiven Kontakte zu ihnen hatte. Auch die
Tatsache, dass viele Juden und Christen nach einer Begegnung mit Muhammad (s)
den Islam annahmen, widerspricht dieser Theorie, weil diese als erste die
Übernahme und Verfälschung ihrer Lehre bemerkt hätten. Parallelen zwischen der
biblischen Lehre und dem islamischen Glauben lassen sich eher dadurch erklären,
dass die Offenbarungen der Christen und Juden im Grunde auf die gleiche Quelle
wie die des Koran, nämlich auf den Einen Gott, zurückzuführen sind.
23. Was hat der Prophet Muhammad (s) über Jesus (a.s.) gesagt?
Muhammad (s) war ein Nachfolger Jesu und bezeichnete ihn als „seinen Bruder“. Als er mit Christen über Jesus (a.s.) sprach, betonte er stets den Sachverhalt, dass Jesus (a.s.) nicht Gott oder Gottes Sohn ist. Der Prophet Muhammad (s) berichtete, dass er in einem Traum Jesus gesehen habe und beschreibt ihn wie folgt: „Als ich nachts bei der Kaaba schlief, sah ich im Traum einen Mann mit lohfarbener Haut, so schön, wie man einen Mann mit lohfarbener Haut sehen kann. Sein gelocktes Haar fiel bis zwischen seine Schultern, vom Kopfhaar des Mannes tropfte Wasser, und er hatte seine Hände auf die Schultern zweier Männer gelegt und umschritt das Heilige Haus, und ich fragte: ‚Wer ist das?‘ und sie sagten: ‚Das ist Isa (Jesus), Sohn der Maryam (Maria)‘“ (überlief. bei Buhari, IV, 649 in „Der Islam und Jesus“, A. v. Denffer, München 1995, S. 43ff)
Der Prophet
erklärte einmal: "Wer bezeugt, dass kein Gott da ist außer Allah, Der keinen
Teilhaber hat, und dass Muhammad Sein Diener und Gesandter ist, und dass Isa
(Jesus) der Diener Allahs und Sein Gesandter und Sein Wort ist, das Er Maryam
(Maria) entboten hat und von Seinem Geist, und (bezeugt), dass das Paradies wahr
ist und das Höllenfeuer wahr ist, den lässt Allah ins Paradies eingehen um
dessentwillen, was er (im Diesseits) getan hat." (Buhari).
24. Hat Muhammad (s) die gleiche Stellung im Islam wie Jesus (a.s) im Christentum?
Islam ist nicht eine Religion, die Muhammad (s) begründet hat. Islam (auf Arabisch heißt Islam etwa „Hingabe [zu Gott]“) ist die Lebensweise, die alle Gesandten und Propheten Gottes samt Jesus (a.s.) gepredigt und gelebt haben und somit die ewige Urreligion. Aus diesem Grund ist Muhammad (s) der Verkünder des „Islam“ in seiner endgültigen Form und er ist der abschließende Gesandte Allahs.
Muslime
lieben Muhammad (s), weil er der Gesandte Gottes ist, folgen ihm, weil er ein
Leben in völliger Gottergebenheit verbracht hat und verehren ihn, weil er der
auserwählte Prophet ist. Aber sie erhöhen ihn nicht auf die Stufe Gottes und
betrachten ihn nicht als einen Mittler zwischen Gott und den Menschen. Denn der
Prophet (s) sagte selbst zu seinen Gefährten: „Erhöht mich nicht wie die
Christen Jesus erhöht haben. Ich bin der Knecht Allahs. Sagt: “Er ist der Diener
und Gesandte Allahs“ (Ahmad, Bd. I, S.24).
25. Gibt es in Heiligen Schriften anderer Religionen Hinweise auf Muhammad (s)?
Der Koran erwähnt, dass in den frühen Heiligen Schriften die Ankunft des Propheten Muhammad (s) angedeutet wird (Koran 7:157; 61:6). So finden sich auch in der Bibel Stellen, die nach muslimischer Lesart auf die Ankunft des Propheten Muhammad (s) Hinweise geben, wobei das Profil des Angekündigten besonders in sechs wesentlichen Elementen mit dem des Propheten Muhammad (s) übereinstimmt: Der Linie der Propheten, seinen Eigenschaften, dem Ort seines Auftretens, der Offenbarung, die ihm gegeben wird, den Ereignissen, die sich in seiner Zeit zutragen werden und dem Zeitpunkt seines Kommens.
Zudem finden sich Prophezeiungen über den Propheten Muhammad (s) in den Schriften der Hindus wie z. B. in der Atharva Veda, einem der vier Bücher der Veden und in der persischen Zend Avesta, der Heiligen Schrift der Zoroastrier